Josefine | MZMG
Dekonstruktion: Umbruchszeit in meinem Glauben
Zu Jahresbeginn 2022 wurde mir ein großes Privileg zuteil: Ich durfte den Weg eines kritischen Hinterfragens meines eigenen Glaubens- und Bibelverständnisses beschreiten. Und das nur vorweg: Dieser Prozess wärt noch an. Vielleicht wird er mich von nun an auch ein Leben lang begleiten ... wer weiß das schon.
Wie alles anfing...
Es war vielmehr ein schleichender Prozess. Ich fühlte mich schon längere Zeit, nicht zu letzt auch der ganzen Corona-Umstände geschuldet, körperlich, seelisch und geistlich ausgelaugt. Ein wenig wie innerlich aufgefressen. In meinem Blogeintrag "Regentage im Herzen" schreibe und verarbeite ich diese Zeit auf eine poetische Art und Weise.

Nicht nur das Wetter war grau. Sondern auch ich fühlte mich innerlich so. Nein, ich habe nie wirklich an Gott gezweifelt. Keineswegs an seiner Existenz. - Ja, manchmal an seiner Präsenz aber das war mehr meinen Emotionen verschuldet ... :) Auch wenn sich diese grauen "Regentage" meines Herzens wirklich nicht gut anfühlten: Sie schubsten mich in eine neue Richtung. Ich fragte mich: "Josefine, was bleibt, wenn deine ganzen Überzeugungen fallen sollten? Wenn dein Bibelverständnis doch nicht weit genug gedacht ist? Was ist, wenn du dich irrst?" Thorsten Dietz beschreibt in seinem Buch Weiterglauben dieses Hinterfragen ganz treffend: "Warum man einen großen Gott nicht klein denken kann". Obwohl er selbst einräumt: leider kann man es eben doch - diesen Gott klein denken.
Josefine, die polarisierte
Da gab es lange Zeit diese Josefine, die einfach das sagte, wie es ihr zu sein schien. Rückblickend muss ich sagen: Selbst wenn ich mit einzelnen Aussagen, verpackt in schicken Instagram-Posts, Recht hatte, so muss ich zugeben: ich habe polarisiert. Ich habe provokante und direkte Slogans/ Aussagen verwendet... Das Problem ist: Der Zweck heiligt eben NICHT die Mittel. Der Zweck, das uns die Bibel auffordert zu Ermahnen und zu Belehren, heiligt keineswegs das Mittel der polarisierenden Sprache. Ich glaube viele, auch große christliche Influencer, wählen bewusst diese Art und Weise. Immer unter dem Vorwand: In der Bibel steht doch, ich solle das tun .... JA, ABER WIE?
Wendepunkt oder Wendephase?
Als ich im Februar einen Post mit der Frage "Homosexuell und trotzdem Christ:in?" auf Instagram hochlud, habe ich mich selbst aus der "konservativ-fundamentalistischen Insta-bubble" geschossen. "Hältst du nun Homosexualität für eine Sünde oder nicht?", "Die Aussagen sind wischi-waschi", "Du bestärkst ja voll Leute, die in dieser Sünde leben." "Wenn wegen dir jetzt einer in dieser Sünde bleibt, dann trägst du die Verantwortung dafür!" waren Aussagen, die ich zu hören bekam. Dabei lag der Fokus des Posts auf dem Sensibilisieren mit dieser sehr umfangreichen Thematik.
Und langsam schlich sich bei mir ein Gefühl von Kontrolle bis hin zur Manipulation durch Seiten einzelner Follower ein. Bis dahin war es eher ein schleichender Prozess; bis mir klar wurde:
Zu jedem kontrollierenden Menschen, gehört auch immer einer, der sich kontrollieren lässt - und das bist DU, Josefine. Und wenn jemand manipuliert, dann gibt es auch immer eine Person, die sich manipulieren lässt - und auch das bist DU!
An diesem Tag entschied ich mich: Ich trage Verantwortung für meinen content, aber ich teile absofort das, was und wie es mir auf dem Herzen liegt - ohne ständig daran denken zu müssen: "Wie wird nun x, y und z reagieren?". Ich bin ein erwachsener, mündiger Mensch, der über seinen Glauben, die Höhen und Tiefen, den Kämpfen und Triumphen auf Instagram sprechen möchte. Dieser Wendepunkt fühlte sich wie eine große Befreiung an. Ich nehme an, dass die Mehrheit der Menschen, die via social media ermahnen und belehren es wirklich von Herzen gut meinen - aber wie sie es meinen zählt nicht allein. Die Motivation kann gut sein, aber die Umsetzung so schei**, dass sie das Ziel gänzlich verfehlen. In diesem Zusammenhand habe ich mir ernsthaft darüber Gedanken gemacht, wie Gott das wohl mit der Ermahnung im Internet sieht. Wer und wie befähigt ist in mein Leben zu sprechen und mich ernsthaft zu ermahnen, beschreibe ich weiter unten.
Was ist Dekonstruktion?
Ein kritisches Hinterfragen ist eigentlich schon eine Art von Dekonstruktion des eigenen Glaubens- und Bibelverständnisses. Man muss dennoch zwischen dem gezie